Notizen, Nachrichten und Hinweise auf Papier oder anderen Unterlagen wirken heutzutage, da wir beinahe alles online, virtuell am Smartphone oder Computer erledigen, auf beinahe rührende Weise nostalgisch. Dabei gibt es ja tatsächlich nicht wirklich eine Alternative, wenn man die Nachbarn einigermaßen anonym darauf hinweisen will, dass sie mal wieder zu laut gestritten oder gelacht oder so haben. Oder wenn man dem vermeintlichen Fahrradieb am Tatort eine gepfefferte Botschaft hinterlassen möchte, um etwas Wut abzulassen. Für die Mitmenschen sind diese halbprivaten Notizen komischwerweise unheimlich interessant und weil die Schreiber das auch wissen, sind einige ganz schön kreativ…
Asphaltphilosophie
Der Verfasser dieser Nachricht drückt sich zwar nicht besonders elegant aus, aber seine Message komt an. Und er schafft es irgendwie trotz Thema Blumen sprechen zu lassen und damit die Luft raus zu nehmen.
Bedrohte Art
Dieser Privatsheriff verdeutlicht seinen Ärger mit einem lieblichen Giveaway. Wir fragen uns: War das die spontane Eingebung eines erhitzten Hirns oder ist das eine Masche? Und trifft letzteres zu: Wieviele Kondome fährt der arme Mensch auf dem Beifahrersitz spazieren?
Bittersüßes Karma
Das ist ja wirklich das Letzte, oder? Einem Nachbarn die Nikolaus-Socke von der Türe klauen! Wir verstehen den Ärger des Bestohlenen und fallen ein in seine bittersüße Verwünschung: “Auf dass Dir jedes Milligramm nicht verdienter Schoki an den Hüften hängenbleibt wie Blei, du Dieb!”
Cheerleader
Das ist unsere Lieblingsnachricht: Welcher grummlige Passant wird nicht gleich besser gelaunt sein, nachdem er diesen niedlichen Anfeuerungsruf an den Frühling entdeckt hat! Danke lieber Zettelschreiber, du hast deinen Mitbürgern hier wirklich einen Gefallen getan…
Dada
Ganz schön dadaistisch kommt dieser Zettelabreißbogen rüber. Das ist ja schon beinahe Kunst auf irgendeiner Metaebene. Zwar wundern wir uns, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, diesen philospophischen Schnipsel auszudrucken und aufzuhängen, auf der anderen Seite: Wer versucht hier gerade mit höchster Mühe etwa unterhaltsames dazu in ein Content-Managementsystem zu tippen?
Diskussionsrunde
Sieht nach Studentenwohnheim aus. Ei und Henne sind bei diesem Multi-Message-Meisterstück kaum noch auszumachen. Scheinbar geht es um ein Fahrrad… Vielleicht üben die Studenten auch nur fürs Rhetorik-Seminar in schriftlicher Form. Nein, wir haben wirklich keine Ahnung, was das los ist.
Ehrliche Anzeige
Was soll man dazu sagen? Auch das scheint Kunst zu sein. Uns gefällt vorallem die grafische Gestaltung sehr gut und wir gehen davon aus, dass diese Anzeige nicht lange hängenblieb am Baum, sondern längst eine Studenten-WG-Klo-Tür-Innenseite ziert…
Früh übt sich
Fragen Sie sich auch manchmal, was aus diesen Generationen der Native Digitals wird, denen das Smartphone und Social Media gewissermaßen mit der Muttermilch eingeflößt werden? Nun immerhin scheinen sie das Schreiben mit der Hand nicht verlernt zu haben. Und auch die Tatsache, dass viele Beziehungen heute über Partnerbörsen geschlossen werden, scheint dieser junge Bursche schon verinnerlicht zu haben. Ausführung: mit Auszeichnung.
Futterfixiert
Wir können uns nicht helfen: Der Verfasser dieser Vermisstenmeldung scheint nicht nur eine besondere Beziehung zu seiner Tigerkatze zu haben, sondern auch zu jeder Art von Mahlzeit. Kann es sein, dass er Fressifressi ruft, um seinen Kater zu bewegen, mit zu Burger King zum Abendessen zu kommen? Mit welcher Art von Finder-Essen muss der Held wohl rechnen, der Anton seinen Kater zurück bringt?
Geteilte Fernsicht
Pädagogisch wertvoll muss man das wohl nennen. Da wird ein Mensch nicht nur seinen Fernseher auf höchst altruistische Weise los. Nein, er gibt auch noch seine (vermutlich etwas spät gewonnene) Einsicht über die Qualität des Programms weiter. Aber Achtung, lieber Finder, lies auch das Kleingedruckte mit dem Sternchen.
Gewichtige Warnung
Und auch bei diesem Büroaushang wurde von den verfassenden Computer-Nerds liebevoll an die Kollegen gedacht. Super Wportspiel haha, naja. Trotzdem macht der Zettel Laune, immerhin verheißt er Süßkram im grauen Arbeitsalltag.
Grüne Welle
Da sieht man mal wieder wie einfach Männer gestrickt sind! Woran er sich erinnern kann? Ans grüne Kleid und den Hund. Womit er beeindrucken will? Business machen. Garniert ist das ganze dann noch mit dezenter Selbstüberschätzung: Das beste Date der Welt…Blinkerblinker.
Gute Nachbarschaft
Zur Abwechslung geht es jetzt mal kurz in die Kneipe. Und auch hier kann man beweisen, ob man ein guter Tischnachbar ist… Trotzdem fragen wir uns, woher der Tippgeber weiß, dass Tisch 4 voll mit Bullen ist?
Guter Ratschlag
Hart und heftig, aber doch mit Herz, wahrscheinlich vorallem für sich selbst und den Rest der Hausgemeinschaft. Da fliegen wohl regelmäßig Teller und böse Worte in einer nicht mehr zu tolerierenden Lautstärke. Wir wünschen dem Empfänger dieser Nachricht viel Glück für die Zukunft.
Marder Wilhelm
Fundstück des Monats: Wir sind uns immer noch nicht ganz sicher, ob diese Anzeige ernst gemeint ist. Doch wenn, dann wünschen wir uns nun nichts mehr als, dass Luisa ihren Marder Wilhelm wiederfindet. Dass seine Schmerzen in der linken Pfote bald Vergangenheit sind und dass er bis an sein Lebensende in Käse schwimmt!
Herzzereissend
Und auch dem jungen Verfasser dieser Nachricht wünschen wir von Herzen, dass er Erfolg hat. Aber nun mal ehrlich, wie sollte er auch nicht? Mit diesem Talent kann der oder die Malerin locker unter die Polizeichzeichner gehen. Also Augen auf: Schwarzweißer Kater gesucht!
Lokalkolorit
„Nachtigall, ick hör’ dir trapsen“, würde der Berliner sagen, wenn er diese Anzeige liest. Doch hat schon Charme, so ein bisschen Mundart auf dem staubtrockenen Automarkt. Besonders überzeugt uns die Definition: Technisch gut, läuft wie ne Biene…
Scherben bringen Glück
Da wird uns ganz warm ums Herz: Das ist doch nun wirklich mal gelungene Nachbarschaftskommunikation ohne Häme oder bösen Willen und sogar mit einem Schuss Humor. Und zwar von allen Seiten. Besonders gefällt uns die Frage nach der Trauerfeier für das vom selbstmordenden Hängeschrank mit in den Tod gerissene Geschirr…
Rauswurf
Wer diesen ausrangierten Kühlschrank wohl verziert hat? War es der Ex-Besitzer: Hut ab, vor soviel Ehrlichkeit. Da kann man es fast verschmerzen, dass er seinen Sperrmüll einfach auf die Straße gesetzt hat. War es ein Passant? Dann müssen wir leider sagen: Etwas zu moralapostelig… Aber trotzdem lustig.
Antiautoritäre Drohung
Hier hat sich ein Restaurantmanager kreativ ausgetobt: Und wen bringt die Vorstellung nicht zum Schmunzeln? Aufgedrehte Nervensägen, völlig aufgeputscht durch Espresso, die mit einem Hundewelpen herumbalgen, von dem sie glauben, ihn mit nach Hause nehmen zu dürfen: Das bringt wahrscheinlich noch den lockersten Papa oder die entspannteste Mutter dazu, von der autiautoritären Erziehungslinie Abschied zu nehmen. Wenigstens für diesen Restaurantbesuch. 1 plus in Sachen smart und unterhaltsam und doch zielführend.
Fußabtreter
Da hat er aber hübsch gezeichnet, der Herr Nachbar. Sieht so aus, als ob schon einige Mattendiebstähle vorausgegangen sind, so wie er sich ins Zeug gelegt hat! Wir mögen auch den sachlichen Ton und die vielen guten Tipps auf dieser Abmahnung…
Businessplan
An diesem Businessplan könnten sich einige erwachsene Geschäftsgründer was abgucken: Überzeugendes Modell, detaillierte Servicezeiten, übersichtlicher Kostenvoranschlag… Und auch die Bereitwilligkeit Profit über Gesundheit zu stellen (entweder Maulkorb oder doppelter Preis) wird schon angedeutet.
Höflich ist alles
Der Ton macht die Musik. Hier herrscht eine freundliche nachbarschaftliche Athmosphäre. Das einzige was etwas beunruhigt: Wer hat soviel Zeit und Muße, für einen “witzigen” Kommentar extra an den Computer zu gehen, zu drucken und zu schnipseln?
Klare Ansage
Eine kleine Vaterrolle bietet dieses lesbische Paar. Quasi zum Abreißen. Die wichtigsten Details sind ja auf der Ausschreibung alle vorhanden, inklusive zukünftiges Familienporträt. Also zugreifen, die Herren!
Scheidungskind
Gesellschaftskritik? Oder schlicht ein kleiner Wegweiser für ein neues Scheidungskind? Diese umgestalteten Straßenschilder geben viel Anlaß zum Rätseln auf. Vielleicht handelt es sich auch nur um eine lustige Schnitzeljagd im Kreis der Familie?
Und was sich reimt…
Lob für diese formschön dadaistische wie doch sehr klare Handlungsanweisung an die lieben Hundebesitzer: Kack, Sack, Pack, Zack! Das kann sich wirklich jeder merken. Wusste doch schon der Pumuckl: Was sich reimt, ist gut!
Friedensangebot
Hier haben wir es wohl mit einem Fall von Ghetto-Poesie zu tun. Ein bisschen geboxt, dabei das Handy (im Kampf?) verloren, aber nichts, was ein gemeinsames Bier nicht kitten könnte. Wir hoffen auf Fortsetzung…
Geheimbund
Da macht man einen Spaziergang in der Nachbarschaft, die man so gut zu kennen meint. Und dann das! Was haben wir verpasst? Übernimmt da jemand klammheimlich die Weltherrschaft und wir haben es nicht mitbekommen. Bandenkriege im Rentnerviertel? Gartenzwerg-Mafia? Da sieht man mal, mann muss nur ein bisschen die Augen offen halten, und schon lauert hinter jedem Baum ein Abenteuer.
Wer zum Kuckuck?
Die meisten Leute hoffen ja, dass sich bald einer erbarmen wird, und den vor der Haustür abgeladenen Schrott einfach mitnimmt. Vermutlich konnte sich der Besitzer dieses Kuckucksuhr einfach nicht vorstellen, dass sich noch jemand freiwillig einen analogen Zeitwächter ins Haus holen würde. Wieso die Uhr allerdings trocknen musste, das feuert nun doch unsere Phanatsie an…
Werbeprofi
Andersherum gelagert ist der Fall hier: Der Besitzer dieser Leiter möchte sogar Geld für seinen ausgedienten Hausrat. Da ihm selbst klar ist, dass Dinge heute multifunktional sein müssen, und es nicht mehr sexy genug ist, wenn die einzige Funktion einer Leiter eine gewisse “Höherstellung” ist, um die Glühbirne zu wechseln, hat er mitgedacht.
Ohne Worte
Dieser nette Typ findet Litfassaäulen viel zu statisch. Eine wesentlich größere Reichweite hat seine Doppelanzeige so natürlich schon. Auf der anderen Seite wirkt diese Art der Eigenwerbung, nun etwas, wie soll man sagen, verzweifelt? Sprich! Mich! An!
Teatime
Kleiner Ausflug auf die Insel: Abwarten und Teetrinken, sei die nationale Devise, so wird eventuellen Terroristen auf dieser Informationstafel in der U-Bahn angekündigt. Ob die Passagiere das auch so entspannt sehen?
Risiko und Nebenwirkung
Krimiautoren aufgepasst! In dieser kurzen Nachricht schlummert der Stoff für einen Bestseller! Dem Kleinganoven, der die Plane entwendet hat, öffnet sich ein Abgrund: Was wurde auf der Plane getrieben: Drogen gepanscht? Leichenteile zerlegt? Und das alles im Hinterhof.
Pfennigfuchser
Ist das wirklich ernstgemeint? Oder der verzweifelte Versuch der Bundesbank ihre Kunden von ihrer Rechtschaffenheit und Ordnungsliebe zu überzeugen?
Appetithappen
Aufgepasst! Falls Sie eine Pizza vermissen, etwa 28 cm Durchmesser, mit Mozzarella belegt, wir haben vielleicht die Antwort für Sie. Aber hurten Sie sich! Nicht dass ein anderer schneller ist. Hier haben wir die exakte Ortsangabe…
Zaunkönig
Hier machen wir uns gar nicht lustig, sondern freuen uns über die schöne Idee, obdachlosen Mitmenschen kleine Goodiebags ordentlich und sauber an den Zaun zu hängen. Anstatt sie alles aus dem Müll wühlen zu lassen.
Wunschgewicht
Es gibt immer zwei Arten die Dinge zu betrachten. Eine Waage kann schlicht kaputt sein, oder sie kann den Tag retten!
Au Backe
Gutgemeinte Warnung. Nein, hier tropft nicht die Klimaanlage, oder etwa das Blumenwasser. Auf der anderen Seite, wenn nun jeder Passant verstört nach oben guckt…
Psst!
Ui, das sieht nach einem guten Deal aus. Jetzt wissen wir auch, wie wir all die ungeliebten Weihnachtsgeschenke entsorgen können. Allerdings würden wir nun schon gern die Ausrede kennen, mit der man das Fehlen der Kaffeemaschine oder scheußlichen Vase beim nächsten Verwandtenbesuch elegant erklärt.
Museumsstück
Wo sie Recht hat, hat sie Recht, die Hausgemeinschaft. Einen Versuch war es wert, aber diese vorzeitliche Kiste scheint tatsächlich besser im Museum aufgehoben. Ein Lob für den freundlichen Ton.