Deutschlands Fußball-Legenden

Published on 12/30/2017

In vielen Ländern haben die besten Kicker den Rang eines Nationalhelden. Es gibt wohl kaum einen Sport, dessen Ikonen so leidenschaftlch und beinahe religiös gefeiert, verehrt und erinnert werden, wie im Fußball. Aas Schöne daran: Fußball vereint seine Fans auch weit über die Grenzen von Ländern und Kontinenten. Während wohl die wenigstens Kinder in Afrika oder Asien sich für deutsche Politiker, Künstler oder Sänger interessieren, kann man darauf wetten, dass sie die Namen Schweinsteiger, Ballack, oder Özil schon mal gehört haben. Die Frage nach den besten Spielern, überlassen wir hier lieber den Stammtischen. Aber wer sind eigentlich die Legenden, die den deutschen Fußball bis heute geprägt haben?

Helmut Rahn

Mit ihm fing alles an: “Kopfball, abgewehrt, aus dem Hintergrund müsste Rahn schiessen, Rahn schiesst…. Toooooooor, Toooooor, Toooooor” – diesen Satz des Kommentators dürften auch Jüngere aus dem Film “Das Wunder von Bern” kennen. Die Zuschauer konnten es kaum glauben, dass die Deutschen 1954 gegen den damaligen Favoriten Ungarn gewannen. Die Spieler um Kapitän Fritz Walter und Bundestrainer Sepp Herberger gingen daraufhin als die „Helden von Bern“ in die deutsche Sportgeschichte ein…

Helmut Rahn

Helmut Rahn

Der Boss

Helmut Rahn, der Junge aus dem Ruhrpott, schrieb mit seinem entscheidenden Tor nicht nur Deutschlands Fußballgeschichte mit. Der Titelgewinn löste in Deutschland einen Freudentaumel aus. Neun Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs schien der Erfolg ein ganzes Volk aus den Depressionen der Nachkriegszeit zu reißen. Am Anfang des deutschen Wirtschaftswunders stehend, wird er deshalb gelegentlich als „die eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland“ bezeichnet. Kein Wunder, dass man ihn daraufhin nur noch “den Boss” nannte.

Der Boss

Der Boss

Fritz Walter

“Alle, die das Glück hatten, in dieser Mannschaft zu spielen, werden den Tag ihr Leben lang nicht vergessen. Es war der absolute Höhepunkt und die Krönung meiner Laufbahn. Der liebe Gott hat uns geholfen – und der Boss”, sagt Walter im Rückblick auf das Jahrhundertspiel mit Helmut Rahn. Dabei durfte er sich als Kapitän der Helden von Bern durchaus selbst auf die Schulter klopfen…

Fritz Walter

Fritz Walter

Der Kapitän

Nicht zu Unrecht gilt der 2002 verstorbene Pfälzer als einer der wichtigsten deutschen Fußballspieler. Und das, obwohl seine Karriere durch den Zweiten Weltkrieg für neun Jahre auf Eis gelegt war. Andernfalls wäre er der erste deutsche Fußball-Nationalspieler mit mehr als hundert Länderspieleinsätzen geworden.

Der Kapitän

Der Kapitän

Uwe Seeler

Warum gilt ausgerechnet er, der niemals Weltmeister wurde, als einer der beliebtesten deutschen Spieler? Die Antwort gibt sein Spitzname “Uns Uwe”, einer von uns. Einer, der sich für das Spiel in den Schlamm wirft, das letzte Hemd gibt, der ehrlich rackert für den Erfolg, für seine Fans…

Uwe Seeler

Uwe Seeler

“Uns Uwe”

Aber Uwe Seeler war nicht nur ein fleißiger Arbeiter, er war auch im wahrsten Sinne des Wortes ein Ballkünstler. Die Menschen kamen von weit her ins Stadion, um ihn mit dem Ball tanzen zu sehen. “Wenn Uwe spielte, passierte immer etwas Außergewöhnliches”, erinnert sich Mitspieler Gerd Krug. Und trotz allen Ruhms: Uwe Seele blieb am Boden, brauchte keine schnellen Autos, blieb seiner Frau treu, keine Allüren, einer von uns.

Uns Uwe

Uns Uwe

Gerd Müller

“Kleines dickes Müller“. Als er im Alter von 18 Jahren zum damaligen Zweitligisten Bayern München wechselte, wurde er vom Trainer zunächst verspottet. Zu dicke Oberschenkel hätte er, zudem viel zu kurze Beine. Insgesamt würde Müller eher einem Gewichtheber als einem Fußballer ähneln. Zehn Spiele lang ließ er das Nachwuchstalent vom TSV Nördlingen auf der Bank schmoren, bevor er ihn endlich in das Team integrierte. Zum Glück…

Gerd Müller

Gerd Müller

Bomber der Nation

Denn heute ist Gerd Müller als „Bomber der Nation“ bekannt, als besten deutschen Stürmer aller Zeiten. So mutig er auf dem Feld angriff, so schlecht erging es ihm übrigens bei den Flügen zu Länderspielen. Während seiner Profikarriere steckte er sich nach jedem überstandenen Flug einen 100 Mark-Schein in die Brusttasche, um diesen später der Kirche zu spenden.

Bomber der Nation

Bomber der Nation

Günther Netzer

Er gilt als bester Spiellenker der über 50-jährigen Bundesliga-Geschichte, gleichzeitig aber schreibt man Günther Netzer zu, der erste “Popstar” des deutschen Fußballs gewesen zu sein. Lange blonde Haare, schnelle Autos, schöne Frauen. Netzer wusste sich nicht nur auf dem Platz als Lebemann zu inszenieren. Als “Geringverdiener” unter den großen Fußballspieler, eröffnete er sogar eine Diskothek. Später bewegte er sich in existenzialistischem Schwarz gekleidet in der Kunstszene. Ganz und gar untypisch für einen Fußballer…

Günther Netzer

Günther Netzer

Der Popstar

Aber typisch für einen Charakterkopf! Später betätigte er sich als Berichterstatter und Fernsehkommentator, und auch das untypisch für einen Fußballspieler: Für seine Arbeit als erhielt er im Jahr 2000 sogar den Grimme-Preis für das „hohe sprachliche Niveau“.

Der Popstar

Der Popstar

Paul Breitner

Langhaarig mit Afro-Look und Vollbart, so kannte man den Lautsprecher und Revoluzzer in seiner erfolgreichen Zeit. Als Aktiver prägte er den FC Bayern der 1970er-Jahre und zählte zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Nationalmannschaft. Auch an höchst unangenehmen Themen wie Doping ging Breitner nie vorbei…

Paul Breitner

Paul Breitner

Potatoe Fritz

Bereits Ende der 80er-Jahre wies er darauf hin, es sei an der Zeit, die Geschichte aufzuarbeiten. Es sei auch “Blödsinn” zu behaupten, dass Doping in Mannschaftssportarten keinen Sinn ergeben würde. Über sich selbst sagt er aber auch ganz klar, er habe niemals gedopt. Den Spitznamen “Potatoe Fritz” verdankt er einem kurzen Ausflug in die Filmbranche, einer von den Kritikern verrissenen Western-Parodie.

Potatoe Fritz

Potatoe Fritz

Sepp Maier

Er gilt nicht nur als gestandener Bayer mit viel Humor, somdern galt in seiner aktiven Zeit in den Sechzigern und Siebzigern als bester Torhüter der Welt. Er gewann alle wichtigen nationalen und internationalen Titel: Er war Weltmeister, Europameister und Deutscher Meister, außerdem gewann er den Europapokal der Pokalsieger, den der Landesmeister und den DFB-Pokal. Den Spitznamen “Die Katze von Anzing” hat er sich übrigens selbst verpasst…

Sepp Maier

Sepp Maier

Die Katze von Anzing

Er war ein geschmeidiger und schneller Torhüter. Nicht die Kraft allein zählte, sondern die Spritzigkeit und Sprungkraft. Auch später als Trainer legt Sepp Maier Wert darauf, dass seine Schützlinge wie Oli Kahn auf Schnelligkeit trainieren und nicht als Kraftpakete unbeweglich im Tor stehen. Denn als “Torhüter musst du zwar Ruhe ausstrahlen, aber du musst dabei aufpassen, dass du nicht einschläfst.”

Die Katze von Anzing

Die Katze von Anzing

Franz Beckenbauer

Er ist und war ein Dreh- und Angelpunkt im deutschen Fußball: Spieler, Trainer, Funktionär. Die beiden größten Erfolge Beckenbauers waren die Gewinne der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 als Mannschaftskapitän und der WM 1990 als Teamchef. Seinen Spitznamen muss man kaum erwähnen…

Franz Beckenbauer

Franz Beckenbauer

Der Kaiser

Jeder weiß, wer “der Kaiser” ist. Und Beckenbauer scheint die Krönung zu Spielerzeiten ernst genommen zu haben: Seine Attitüde ist die eines Befehlshaber. immerhin hat er es damit geschafft die WM 2006 nach Deutschland zu holen. Und gilt seitdem als Lichtgestalt.

Der Kaiser

Der Kaiser

Karl-Heinz Rummenigge

Karl-Heinz Rummenigge hat einmal gesagt, gut damit leben zu können, keine Persönlichkeit zu sein, die andere für sich einnimmt. “Ich bin bieder – und bin stolz drauf.” Was die Jüngeren vielleicht gar nicht wissen: Karl-Heinz Rummenigge war nicht immer Funktionär. Er hat einst richtig gut Fußball gespielt und – das lässt sich ohne Übertreibung sagen – eine durchaus erstaunliche Karriere hinter sich…

Karl Heinz Rummenigge

Karl Heinz Rummenigge

Killer-Kalle

Bratwurst, Rotbäckchen: Rummenigge musste sich viel gefallen lassen, bevor er es allen zeigte, und zum kühlen “Killer-Kalle” wurde. Für die Nationalmannschaft spielte er 95 Mal und schoss 45 Tore.

Killer-Kalle

Killer-Kalle

Lothar Matthäus

Lothar Matthäus gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Fußballer: Insgesamt stehen 150 Länderspiele auf dem Konto des Rekordnationalspielers, der unter anderem bei Borussia Mönchengladbach, dem FC Bayern München und Inter Mailand gespielt hat. Darüber hinaus wurde Lothar Matthäus zwei Mal zum Weltfußballer des Jahres gewählt. Sein fränkischer Akzent hat ihm den Spitznamen “Loddar” beschert, aber weder das, noch sein unfreiwillig komisches “Denglisch” tut seiner Beliebtheit Abbruch…

Lothar Matthäus

Lothar Matthäus

Loddar

Im Gegenteil: Neben seinen sportlichen Erfolgen macht “Loddar” durch seine zahlreichen Liaisons mit jüngeren Frauen Schlagzeilen. Zuletzt trennte sich Matthäus von seiner 26 Jahre jüngeren Frau Liliana – seine insgesamt vierte Scheidung. Ob das die letzte sein wird bleibt abzuwarten: 2014 heiratete er zum fünften Mal. Diesmal die damals 25-Jährige Russin Anastasia Klimko.

Loddar

Loddar

Oliver Kahn

In seiner aktiven Zeit als Torwart hatte Kah immer Druck, wirkte gestresst und, meistens viel zu ehrgeizig und nahe am Überdrehen. Er gewann fast alles, aber er schien keinen Spaß daran zu haben. So beeindruckend seine Leistungen als Sportler und Gewinner, so abschreckend war sein Stil. Die Grimassen, die er in der Wut zog, erinnerten teilweise fast an Halloween-Fratzen. Umso überraschender…

Oliver Kahn

Oliver Kahn

Der Titan

Dass “der Titan” in seiner zweiten Karriere als Turnierexperte bei der ZDF nicht nur extrem kompetent rüberkommt, sondern auch sehr sympathisch. So oft wie man ihn früher schreien sah, so häufig zeigen uns die Bilder heute einen Kahn, der vor Lachen brüllt, ja selbstironisch sein kann.
Wer sagt, das ein Mythos sich nicht ändern darf?

Der Titan

Der Titan